Geschichten

Erzählung

Der dunkle Raum in den ich nun schon solange gewartet habe wird plötzlich hell. All die Meinen  werden  ordentlich durch die Gegend rüttelt und streben zügig durch die neue Öffnung und sind verschwunden.

 Ich verstecke mich im letzten Winkel und werde nicht entdeckt. Alles wird wieder still. Die Aufregung ist vorbei. Ich liege in meiner Ecke mir geht es gut. Es ist feucht hier. Durch das Portal dringt Licht und Wärme.

Eigentlich ganz angenehm. Ich bewege mich nicht. Das feuchte Nass, Ich sauge es auf, es füllt mich an.  Eine Kraft steigt in mir auf ganz ungewohnt. Mich lockt das Licht. Na gut, ich kann nicht ewig hier hocken ich muss mich strecken und recken. Alles ist ganz weich geworden. In mir und um mich rum.  Ich schiebe vorsichtig  ein Wurzelbeinchen  voraus. Da ist der Boden. Ihn zu spüren das tut so unendlich wohl und entfesselt in mir eine Kraft und den Mut mich hervor zu wagen, koste es was es wolle. Dem Mutigen gehört die Welt. So entfesselt strecke ich  mein zartes Blattköpfen und finde die Sonne dort am Firmament. Mein Wurzelwerk hat schon lange das Tütenungetüm das  mich in seiner Falz gehalten hat durch bohrt und lässt sich nicht länger halten ein neuer Rettich ist geboren. Was wohl das Leben bringt. 

Harry Knieps 20.11.2023

kleine Kolumne

Natürlich bekommt ein Koch in seiner Ausbildung das nötige Rüstzeug um in der Zukunft ein anständiges Essen auf den Teller zu bringen. Will er aber die echten Geheimisse der feinen Küche erfahren muss er meist wo anders suchen um sein Handwerk zu perfektionieren.
Meine Oma Gerti zum Beispiel hatte ein lange gepflegtes ja man kann sagen auch ein bisschen geheim gehaltenes Rezept für ein saftiges Bratenstück das seines gleichen sucht.
Gerne habe ich ihr über die Schulter geschaut um Ihr etwas von Ihrer Kochkunst ab zu luchsen, wenn sie mal wieder anlässlich einer Familienzusammenkunft in Ihrer Küche gebrutzelt, geschmörgelt und gebraten hat.
Selbstverständlich habe ich mich angeboten mitzuhelfen um so alles abschauen zu können aber das hat sie stets abgelehnt. Ihr dürft Euch die alte Damen nicht zu klein und schmächtig vor stellen. Sie hatte eher etwas von einer Matrone, eine liebenswerte und eine perfekte Köchin.
Es war nachher reiner Zufall, den erst als die gute Gerti schon im 7. Kochhimmel angekommen war und in Ihrem alten Häuschen die Verwandten nun endlich die Moderne einziehen lassen wollten. Erhielt ich ihre alten Aufzeichnungen. Die noch, wie konnte man es anders vermuten eben mit der Hand und in der altdeutschen Schrift Sütterlin geschrieben waren..
Es hat mich einige Mühe gekostet die Rezepte und die ganzen Nebenbemerkung zu entziffern. Dann aber habe ich es zu meiner größten Freude gefunden und mittlerweile mehrfach nachgekocht. Das Rezept vom Sonntagsbraten. Hier nun exklusiv für Euch und ich bitte um stillschweigen, das Rezept.
Man braucht nicht das edelste Stück vom Rind. Ein Stück vom Bug oder der Schaufel ist grade das Richtige. Möhren, Sellerie und Zwiebel gewürfelt und in einem möglichst schweren Bräter mit samt dem Braten anrösten. Nach geraumer Zeit das Fleisch wieder aus der Wanne nehmen und beiseite stellen. Nun kommt 2 fach konzentriertes Tomatenmark hinzu und das Ganze wird langsam weiter geröstet. Es muss alles reichlich Farbe angenommen bevor ein gutes viertel kräftiger Rotwein angegossen. Auf kleiner Flamme zwei mal einreduzieren bis alles kräftig und dunkel ist. Alsbald wird der Rinderfond angegossen, (den man aus den sauberen Schälabfällen und dem Parüren gekocht hat.)
Im vorgeheizten Ofen das Bratenstück in den Sud einsetzen mit Lorbeer und Gewürzen versetzt nun bei mittlerer Hitze 1,5 bis 2 Stunden schmoren. Zum Schluss wird das Bratgut entnommen und zerteilt, die Soße durch ein Haarsieb gestrichen und alles auf einer vorgewärmten Platte serviert.
Was sagt Ihr, hört sich doch herrlich an.

01.11.2023 Harry Knieps