Aufsatz mit 289 Zeichen
vom Alt werden
Eines Tages wacht man auf und stellt fest man ist Tod. Quatsch, aber eines Tages ist man Tod Fakt.
So kann es eigentlich auch nicht sein, ich wache andauern wieder auf und lebe immer noch. Es muss irgend wie anders gehen. Nach jenem Tag meiner Geburt bin ich gediehen und gewachsen; größer schöner; kräftiger und Reifer. Doch Irgendwann, lange Zeit, ganz unbemerkt kehrt es sich um. Langsam kaum wahrnehmbar Tag für Tag. Der Abbau hat längst begonnen da denken wir immer noch größer, schöner, reicher und noch reicher. Aber das ist Fatal, die ersten Leiden stellen sich ein: vielleicht die Leber oder die Milz, ein Geschwulst am Oberarm, die Augen brauchen eine Brille. So geht es nun langsam aber stetig fort. Von vielen Zipperlein erholt man sich meist wieder aber es ist wie bei einem Boxer im Ring angezählt ist angezählt. Kommt dann noch ein großer Bums dazu ist es schon vor der Zeit vorbei. Seine Zeit ist gekommen sagt der Pfarrer dann dazu. Ende aus Mausetot. Das hat man nicht kommen sehen, hätte man aber wissen können. Steht ja vorne schon angeschlagen; „von der Wiege bis zu Barre“. Nun, Angst machen gilt nicht. Wollen wir doch erst mal sehen was alles noch so geht. Neu verlieben, eine Reisen machen, einen Aufsatz schreiben… so schnell ist es noch nicht vorbei. Die Leute werden Heute hundert Jahre alt. Leben oder Martyrium das ist die Frage. Naja, ich jedenfalls hab den Spiegel zu gehängt. Ich schau mir das gar nicht erst mit an. Innendrin bin ich noch immer noch 16, das war noch die beste Zeit von allen.
Wenn ich eines Tages aufwache und ich bin Tod na´ dann viel Spaß mit meiner Leiche.
Harry Knieps 16.10.2024 anlässlich seines bevor stehenden 65. Geburtstage ;))
Erzählung
Der dunkle Raum in den ich nun schon solange gewartet habe wird plötzlich hell. All die Meinen werden ordentlich durch die Gegend rüttelt und streben zügig durch die neue Öffnung und sind verschwunden.
Ich verstecke mich im letzten Winkel und werde nicht entdeckt. Alles wird wieder still. Die Aufregung ist vorbei. Ich liege in meiner Ecke mir geht es gut. Es ist feucht hier. Durch das Portal dringt Licht und Wärme.
Eigentlich ganz angenehm. Ich bewege mich nicht. Das feuchte Nass, Ich sauge es auf, es füllt mich an. Eine Kraft steigt in mir auf ganz ungewohnt. Mich lockt das Licht. Na gut, ich kann nicht ewig hier hocken ich muss mich strecken und recken. Alles ist ganz weich geworden. In mir und um mich rum. Ich schiebe vorsichtig ein Wurzelbeinchen voraus. Da ist der Boden. Ihn zu spüren das tut so unendlich wohl und entfesselt in mir eine Kraft und den Mut mich hervor zu wagen, koste es was es wolle. Dem Mutigen gehört die Welt. So entfesselt strecke ich mein zartes Blattköpfen und finde die Sonne dort am Firmament. Mein Wurzelwerk hat schon lange das Tütenungetüm das mich in seiner Falz gehalten hat durch bohrt und lässt sich nicht länger halten ein neuer Rettich ist geboren. Was wohl das Leben bringt.
Harry Knieps 20.11.2023
kleine Kolumne
Natürlich bekommt ein Koch in seiner Ausbildung das nötige Rüstzeug um in der Zukunft ein anständiges Essen auf den Teller zu bringen. Will er aber die echten Geheimisse der feinen Küche erfahren muss er meist wo anders suchen um sein Handwerk zu perfektionieren.
Meine Oma Gerti zum Beispiel hatte ein lange gepflegtes ja man kann sagen auch ein bisschen geheim gehaltenes Rezept für ein saftiges Bratenstück das seines gleichen sucht.
Gerne habe ich ihr über die Schulter geschaut um Ihr etwas von Ihrer Kochkunst ab zu luchsen, wenn sie mal wieder anlässlich einer Familienzusammenkunft in Ihrer Küche gebrutzelt, geschmörgelt und gebraten hat.
Selbstverständlich habe ich mich angeboten mitzuhelfen um so alles abschauen zu können aber das hat sie stets abgelehnt. Ihr dürft Euch die alte Damen nicht zu klein und schmächtig vor stellen. Sie hatte eher etwas von einer Matrone, eine liebenswerte und eine perfekte Köchin.
Es war nachher reiner Zufall, den erst als die gute Gerti schon im 7. Kochhimmel angekommen war und in Ihrem alten Häuschen die Verwandten nun endlich die Moderne einziehen lassen wollten. Erhielt ich ihre alten Aufzeichnungen. Die noch, wie konnte man es anders vermuten eben mit der Hand und in der altdeutschen Schrift Sütterlin geschrieben waren..
Es hat mich einige Mühe gekostet die Rezepte und die ganzen Nebenbemerkung zu entziffern. Dann aber habe ich es zu meiner größten Freude gefunden und mittlerweile mehrfach nachgekocht. Das Rezept vom Sonntagsbraten. Hier nun exklusiv für Euch und ich bitte um stillschweigen, das Rezept.
Man braucht nicht das edelste Stück vom Rind. Ein Stück vom Bug oder der Schaufel ist grade das Richtige. Möhren, Sellerie und Zwiebel gewürfelt und in einem möglichst schweren Bräter mit samt dem Braten anrösten. Nach geraumer Zeit das Fleisch wieder aus der Wanne nehmen und beiseite stellen. Nun kommt 2 fach konzentriertes Tomatenmark hinzu und das Ganze wird langsam weiter geröstet. Es muss alles reichlich Farbe angenommen bevor ein gutes viertel kräftiger Rotwein angegossen. Auf kleiner Flamme zwei mal einreduzieren bis alles kräftig und dunkel ist. Alsbald wird der Rinderfond angegossen, (den man aus den sauberen Schälabfällen und dem Parüren gekocht hat.)
Im vorgeheizten Ofen das Bratenstück in den Sud einsetzen mit Lorbeer und Gewürzen versetzt nun bei mittlerer Hitze 1,5 bis 2 Stunden schmoren. Zum Schluss wird das Bratgut entnommen und zerteilt, die Soße durch ein Haarsieb gestrichen und alles auf einer vorgewärmten Platte serviert.
Was sagt Ihr, hört sich doch herrlich an.
01.11.2023 Harry Knieps